Am 03.10.2005 ARD 22:40 - 23:25 Uhr
Im Schattenreich der DDR
D 2004Report/Gesellschaft
Nochmals kontrolliert Paul Bergner seine Ausrüstung, Halogenlampe, "Lebensretter" Grubenhelm und die Ersatzbatterien. Dann geht es abwärts, im Blaumann, mit einer warmen Weste und Gummistiefeln. Es wird kalt und feucht. Paul Bergner ist kein Höhlenforscher, aber eine Art Unterwelt bewegt ihn doch. Er ist Experte für eine ganz besondere Hinterlassenschaft des Kalten Krieges: für verlassene Bunker. So heißt er in Fachkreisen auch "Bunkerpapst". Seit Jahren geht Paul Bergner den Spuren dieses einst streng geheimen DDR-Schattenreiches nach. Gedacht war es für den Ernstfall, den Krieg, schlimmstenfalls den atomaren. Sollte der eintreten, wollten sich die Oberen von Regierung, NVA und Staatsicherheit verkriechen und verschanzen, bis der Klassenfeind geschlagen war. So verfügte z.B. der Nationale Verteidigungsrat der DDR mit Erich Honecker an der Spitze bei Prenden und in der näheren Umgebung über ein Bunkersystem, das Anfang der 80er Jahre ein technisches Nonplusultra darstellte. Dieser Führungsbunker hätte ein Vielfaches der Sprengkraft der Hiroshimabombe aushalten können, doch er ist nur ein Teil eines riesigen Netzwerks aus Schutzbauwerken, unterirdischen Funkstationen und atomsicheren Bunkerbauwerken, das sich über das gesamte Gebiet der ehemaligen DDR erstreckt. Im Jahr 1973 startete die DDR-Führung unter dem Decknamen "Befehl Filigran" dieses gigantische unterirdische Wohnungsbauprogramm der ganz besonderen Art. 1,24 Milliarden Mark ließ sich die DDR dieses Programm kosten, das Paul Bergner heute als gigantische Idiotie bezeichnet. Eine für die damaligen Verhältnisse ungeheure Summe. Um diesen Kraftakt zu realisieren, musste die schwächliche DDR-Wirtschaft, alle Reserven mobilisieren. Und wofür? Heute sind Fledermäuse die neuen Herrscher in den Katakomben, die den führenden Genossen einst helfen sollten, einen Nato-Atomschlag wenigstens drei, vier Wochen zu überleben. Und eine Gegenoffensive zu leiten, die nur hätte überleben können, wer auf der Gegenseite in ähnlich aufwändigen Schutzbauten saß. Zweifel hatten viele schon damals. Zweifel, die längst Gewissheit sind. "Was wir getan haben, war für umsonst", sagt Klaus Graf, Kommandant in Honeckers Bunker bei Harnekop. In seiner Reportage begleitet der Autor Michael Erler den Bunkerforscher Paul Bergner bei seinen Touren in die bizarren Unterwelten der ehemaligen DDR. Da öffnet der Bunkerpapst dicke Stahltüren zu den Führungsbunkern der Genossen und ehemalige Kommandeure und Offiziere gewähren Einblicke in das alltägliche Schattendasein und strategische Regime des Schattenreiches der DDR.
Regie:
Michael Erler
Bestimmt sehr Interessant!
Textquelle:http://tv.web.de/index.cfm?spID=suche&sucheID=erg 
Bye Robbells